Feuchtgebiete

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“Feuchtgebiete” ist die Verfilmung des gleichnamigen Erstlingswerks der “Autorin” Charlotte Roche. Und um den Tenor der Kritik vorwegzunehmen, der Film ist absolut unterirdisch.

In dem Film geht es um die 18-jährige Helen Memel die,… ja, das ist die Frage, was erlebt diese Frau eigentlich? Sie liegt aufgrund einer Analfissur im Krankenhaus, und hat allerlei vorlaute Sprüche zur Situation auf Lager. Es geht im Prinzip um das Leben dieser Dame, speziell in diesem Alter. Möglichst so verpackt, dass dem Zuschauer suggeriert wird, es könne sich um das Leben der Autorin handeln. Dabei ist von vornherein klar, dass nur wenig davon der Wahrheit entsprechen kann, und ein Großteil der Geschichte der Fantasie der ehemaligen Viva Moderatorin entspringt. “Feuchtgebiete” weckte bei mir permanent die Erinnerung an die South Park Folge “Scrootie McBoogerballs”. Dort versuchten die vier Protagonisten ein Buch zu schreiben, dass einfach nur möglichst widerlich ist. Sie versuchten sich einen Spaß daraus zu machen, und landeten plötzlich einen Erfolg, weil die Leser begannen Botschaften in das schlichte Resultat zu interpretieren. Diese Erzählung karikiert wunderbar die Entstehungsgeschichte von “Feuchtgebiete”. Nach einer ernsthaften Analyse dieses Filmes (der nebenbei bemerkt nach Aussage von Charlotte Roche das Buch wunderbar repräsentiert), kann man nicht davon überzeugt sein, dass die Autorin mehr mit diesem Buch bezweckte, als die Viertklässler aus der South Park Episode. Es ging um die Provokation, und um die Provokation allein. Eine derartige Intention kann nur dann sinnvoll sein, wenn man Missstände aufzeigen will. Doch es gibt keinen Missstand, der mit diesem Buch beseitigt, oder angeprangert wird.

Natürlich gibt es gesellschaftliche Konventionen, die ein gewisses Benehmen voraussetzen. Und sicherlich sind einige Bevölkerungsschichten noch zu konservativ. Doch ist dieses Buch nicht mehr, als der gelungene Versuch Geld aus der Provokation zu schlagen. Im Jahr 2008 (Erscheinungsdatum des Buches), war es nicht mehr außergewöhnlich über Sex zu reden. Nackte Körper, und der Akt selbst haben längst Einzug in die Medien gefunden. Dieses Buch ist nur der Versuch, dass Thema auf die Spitze zu treiben, um durch die Kontroverse Profit zu generieren.
Doch das Hauptproblem mit diesem Film ist nicht der Drang nach finanziellem Erfolg, oder Aufmerksamkeit. Viel schlimmer ist das präventive zurückschlagen von negativer Kritik. Jeder, der diesen Streifen, oder dieses Buch nicht mag, ist automatisch verklemmt, oder verweigert sich dem Fortschritt. Das ist eine Argumentationsweise, die völlig ihr Ziel verfehlt. Es ähnelt dem Diskussionsverhalten Freuds. Je mehr man eine These abstreitet, desto mehr trifft sie zu. Auf diese Art des Gesprächs trifft man in Diskussionen zu diesen Film immer wieder. Dabei liegt mir, und vielem der Kritiker Prüderie nicht nahe. Nicht nur South Park, eine Serie mit sehr explizitem, und derbem, aber auch gleichzeitig gesellschaftskritischem Humor, sondern auch amerikanische Comedians, die im Grunde kein Blatt vor den Mund nehmen verfolge ich regelmäßig. Ich habe kein Problem mit den Themen, die im Film angesprochen werden, und ich habe kein Problem damit wie explizit diese Szenen dargestellt wurden. Dieser Film erreichte meine Ekelgrenze nicht. Viel eher stört es mich, dass “Feuchtgebiete” keinen Wert hat. Die Geschichte ist belanglos und unglaubwürdig. Der Humor begrenzt sich auf erzwungene Ekelmomente, die Charaktere wirken generiert. Das Pasing ist quasi nicht vorhanden. Die Hauptdarstellerin ist in ihrer Art, die Charlotte Roche imitieren soll unerträglich. Und dabei empfand ich Roche mich beim regelmäßigen Konsum von Roche&Böhmermann nicht als störend. Der Film ist eine einzige rhetorische Nebelgranate. Die Szenen werden in den Raum geworfen, ohne dass die Autorin sich mit den Reaktionen ernsthaft auseinandersetzen will. Denn die Meinung dazu hat sie sich sowieso schon gebildet. Der mittlerweile verstorbene Marcel Reich Ranicki sagte dazu: “Die Frau hat keinen Stil – das ist kein schlechter Stil, es ist gar kein Stil.” “Feuchtgebiete” wird gerne als Sprachrohr der Frauenbewegung gesehen. Als “mutig” bezeichnet man dieses Werk, dabei wäre der Film für den Feminismus das, was Uwe Boll für Computerspiel-Verfilmungen ist. Das Werk hat den Anspruch den Geschmack einer Zielgruppe zu repräsentieren und torpediert damit den Aufbau an Seriosität

Da der Film handwerklich gut gemacht ist, und immerhin die Optik des Films generell stimmt, können wenigstens diese Punkte für das finale Rating berücksichtigt werden.

 


Quellen:
http://www.oe24.at/kultur/Reich-Ranicki-Feuchtgebiete-literarisch-wertlos/435701
https://en.wikipedia.org/wiki/The_Tale_of_Scrotie_McBoogerballs

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