Ein gewöhnliches Abendessen der kultivierten Freunde und Verwandten von Vincent, einem Immobilienmarkler droht zu eskalieren, als Vincent den Namen seines noch ungeborenen Sohnes verlautbart. Adolph. Skurille und lustige Momente entstehen, während diese eigentlich ernste Thematik unter Rage besprochen wird.
Zu Beginn des Filmes ahnen die Protagonisten nicht, wie dieser Abend, der als ganz normales Abendessen geplant war, enden wird. Es beginnt harmlos, die Gäste treffen ein, die Frau des Gastgebers ist mit dem Essen beschäftigt. Vincent, die Hauptfigur ist gut befreundet mit dem Hausherren, wodurch es zu ersten Neckereien kommt. Vincent ist politisch – so erfährt man es in den Gesprächen eher rechts einzusortieren, während sein Freund Pierre ein links positionierter Literaturprofessor ist. Beide, so macht es den Anschein, sehr gebildet. Eine dritte, auch im Film als neutral thematisierte männliche Person stößt dazu. Die Freunde sind unter sich, als die Schwester der Hauptfigur, und Frau des Gastgebers Elisabeth (Spitzname Babou) das Essen vorbereitet. Schnell ist die nahende Vaterschaft Vincents Gesprächsthema. Die Frage kommt auf, wie er seinen Sohn wohl nennen möchte. Nach einem kurzen Ratespiel, geraten werden überwiegend französische Vornamen stammend aus Literatur oder historischen Ereignissen, löst der werdende Vater das Spiel auf, und nennt den Namen. Adolph soll es sein. Seine Freunde halten das erst für einen Scherz, bis sie merken dass Vincent es offenbar ernst meint. Damit beginnt eine spannende, und überraschend tiefgründige Diskussion.
Ein Kammerspiel mit politischen Debatten, und gutem Humor
Ein durchaus ernstes Thema, auf dass man sich, um diesen aus Frankreich stammenden Film genießen zu können, jedoch auch einlassen sollte. Natürlich sollte man seinen Sohn nicht Adolph nennen. Da sind sich auch alle beteiligten Personen, abgesehen vom Vater, einig. Die Argumente, die vorgebracht werden, und selbstverständlich auch die Gegenargumente, regen aber zum Nachdenken an. Eine der Fragen, die dabei aufgeworfen wird, ist wieso “Adolph” (bzw. Adolf) als Name verpönt, “Josef” jedoch als Vorname gesellschaftlich anerkannt ist, wobei sich auch da eine Verbindung zum Diktator Josef Stalin ziehen lässt. Ist es wirklich der Name, der einen Menschen zur Bestie macht? – Und spielen die Fragen überhaupt eine Rolle, wenn die Assoziation von “Adolph” zu Adolf Hitler so tief verankert ist, dass das Kind kein normales Leben führen könnte? Es entsteht ein klassisches Streitgespräch, was aufgrund der politischen Einstellung der Charaktere emotional hochkocht. Aufgelockert werden diese, und weitere Gespräche von der sonst vertrauten Stimmung, und Situationskomik. Sei es die Frau, die nicht möchte dass der Abend ruiniert wird, die Späße und Sprüche der Figuren selbst, und andere unterhaltsame Ereignisse und Reaktionen. Denn es bleibt nicht alleine bei diesem Gespräch. Auch andere Themen werden aufgegriffen, und diskutiert. Dabei kann der Film nicht die Tiefe einer guten politischen Debatte erreichen, er geht aber weit genug, um nicht nur an der Oberfläche zu kratzen, und bleibt dabei unterhaltsam.
“Der Vorname” wirkt als Gesamtwerk rund, wirft eine bewusst kontroverse These in den Raum, und handelt diese Pflichtbewusst ab. Ein Film der für einen gesellschaftlichen Filmabend geeignet ist. Vergleichbar ist “Der Vorname” mit dem im Jahr 2007 erschienen Film “The man from Earth”, bei dem ebenfalls eine kontroverse These im Kammerspiel diskutiert wird.
Bewertung:
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