Whiplash -SneakPreview-

Whiplash ist ein Musikdrama aus dem Jahr 2014. Regie führte der mir bis dahin unbekannte Damien Chazelle. Es handelt sich dabei um das Spielfilmformat seines dreißigminütigen, gleichnamigen Kurzfilms. Er ist bei den diesjährigen Oscars fünffach nominiert, unter anderem auch für den besten Film. Whiplash startet in den deutschen Kinos am 19. Februar 2015, ich konnte ihn schon am letzten Montag, dem 2. Februar in der Sneak Preview in Suhl sehen.

Andrew wird uns als ein Schlagzeuger vorgestellt, der gerade an einer renommierten New Yorker Musikschule angenommen wurde. Entdeckt wird er bei seinen Übungen von Terence Fletcher, dem beliebten Lehrer und Dirigenten der preisgekrönten Jazzband der Schule. Das größte Ziel aller Musikstudenten ist es, dort einmal unterzukommen. Andrew gelingt es nach längerer Zeit trotz einiger Hindernisse, sich einen Platz als zweiter Schlagzeuger in der Band zu ergattern. Schnell wird aber klar, dass Fletcher sein Projekt nur mit fragwürdigen Lehrmethoden zum Erfolg bringt. Er setzt seine Schüler permanent unter Druck, schreckt vor physischer und psychischer Folter nicht zurück, um sie zu noch besseren Leistungen zu treiben. Zudem streut er Missgunst und Neid unter die Bandmitglieder, spielt sie gezielt durch Intrigen gegeneinander aus. Andrew ist durch seinen krankhaften Ehrgeiz nicht in der Lage, aus Fletchers Machenschaften auszubrechen. Er wird bis an die Grenze seiner körperlichen und geistigen Belastbarkeit getrieben. Trotz allem Einsatz kann er Konflikte mit Fletcher nicht verhindern, die sich nach und nach immer weiter zuspitzen.

Damien Chazelle kam bei seinem Film, für den er auch das Drehbuch verfasst hat, mit einem für Hollywoodverhältnisse sehr geringen Budget von etwa drei Millionen Dollar aus. Trotzdem gelang es ihm mit diesen bescheidenen Mitteln ein außergewöhnliches Werk zu schaffen, für das er schon viele Auszeichnungen ergattern konnte. Sicher zurecht, auch wenn ich den unzähligen positiven Kritiken nicht vollständig zustimmen kann. Hervorzuheben sind besonders die schauspielerischen Leistungen. Andrew, gespielt von Miles Teller, macht während des Films eine persönliche Wandlung durch, hin zu einem unsympathischen, arroganten Arschloch, das sich für das größte Talent am Musikhimmel zu halten scheint. Seine Veränderung ist sehr gut gezeichnet, vor allem durch den Umgang mit seiner Familie und seiner Freundin. Parallel dazu wird er immer weiter von seinem Ehrgeiz zerfressen, der ihn körperlich und geistig zu zerbrechen droht.
J. K. Simmons, der den Lehrer Terence Fletcher verkörpert, mochte ich schon vor dem Film aus seinen vielen tollen Nebenrollen. Auch hier zeigt er wieder seine große Schauspielkunst. Den fiesen Dirigenten der Schulband nimmt man ihm ohne weiteres ab. Sein Charakter ist von der Richtigkeit seines Tuns vollkommen überzeut und zieht seinen Stil trotz einiger Rückschläge knallhart durch. Die Rolle hat Simmons auch eine Nominierung als bester Nebendarsteller bei den diesjährigen Oscars eingebracht.
Etwas überhand genommen haben meiner Meinung nach die vielen Szenen, in denen Andrew versucht, sein Schlagzeugspiel zu verbessern. Um Fetcher von sich zu überzeugen, muss er einen schnellen Rhythmus aus den Stücken spielen können. Das harte Training dafür, bei dem er sich quält, bis alle Finger bluten, wiederholt sich ziemlich oft. Und es klingt auch beim fünften Mal nicht besonders gut. Dagegen kommen Aufführungen der Jazzband bei Wettbewerben, in denen man das Potenzial der Truppe erkennen kann, ein wenig zu kurz.
Sehr kritisch, weil bedenklich sehe ich den Schluss des Films. Durch die Aussage verrate ich hoffentlich nicht zu viel, aber es schlägt sich extrem auf meine Bewertung aus, weswegen ich das nicht unerwähnt lassen kann. Trotzdem kann ich nur jedem empfehlen, sich Whiplash bei Gelegenheit einmal anzuschauen und sich seine eigene Meinung zu bilden. Vielleicht kommt ihr ja zu einem anderen Urteil und könnt euch den vielen überschwänglichen Kritiken anschließen.

 

 

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Pastore

Pastore

Moderator, Kritiker
Mit seinen knapp über dreißig Jahren, gefühlt aber maximal mitte, ende zwanzig der "Senior" im Team. Aufgrund seiner über die Jahre angeeigneten Altersweisheit besticht er durch fundiertes Wissen und einen enormen Sachverstand in den Bereichen Film und Serie. Da sein Interesse breit gefächert ist, lässt er sich nicht die grausamen Fesseln eines Lieblingsgenres anlegen und stattdessen lieber von den Qualitäten des Films an sich überzeugen. Jeden Montag abend ist er im Cineplex Suhl zu finden, um sich bei der Sneak Preview von einem neuerlichen Werk überraschen zu lassen.
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